Von der Website der Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt:

Fleischverzicht ist gut für die Gesundheit, schützt das Leben von Tieren und bedeutet außerdem Klimaschutz – diese Tatsachen wir heute niemand mehr leugnen. Außerdem ist der Wille zu einem ökokorrekteren Leben ist bei vielen vorhanden. Und wo ein Wille ist, da ist bekanntlich auch ein Weg.

Vegetarisch – Was bedeutet das überhaupt?

Der Begriff „Vegetarier“ ist heute niemandem mehr fremd, auch von Ovo-lakto-Vegetariern und Veganern haben die meisten Menschen schon gehört. Aber was ist ein Flexitarier?

Das Wort „vegetarisch“ leitet sich vom lateinischen “vegetare” (= beleben) bzw. “vegetus” (= frisch, lebendig, belebt) ab.VegetarierInnen verzehren neben pflanzlichen Nahrungsmitteln nur solche Produkte, die von lebenden Tieren stammen, beispielsweise Milch, Eier und Honig. Gemieden werden Fleisch und Fisch, aber auch alle daraus hergestellten Produkte, wie z.B. Gelatine oder Schmalz. Innerhalb dieser allgemeinen Definition des Vegetarismus gibt es aber verschiedene Unterformen der vegetarischen Ernährung. Die Ovo-lakto-Vegetarier verzehren neben pflanzlichen Lebensmitteln auch Eier und Milch (“ovo” = Ei, “lakto” = Milch).Ovo-Vegetarier essen Eier, aber keine Milch, wogegen Lakto-Vegetarier auf Eier verzichten.

Veganer meiden alle Produkte, die von Tieren stammen. Dieses Konsumverhalten bezieht sich oft nicht nur auf Nahrungsmittel, sondern auch auf Gebrauchsgegenstände, wie z.B. Lederwaren, Wolle oder Seide [1].

Fleischverzicht im Trend – der Flexitarier

Neben diesen streng fleischlosen Ernährungsweisen gibt es noch weitere Formen des Vegetarismus. Allerdings grenzen sich viele Vegetarier von den Anhängern dieser Ernährungsarten ab und bezeichnen diese als „Pseudo-Vegetarier“. Zum Beispiel gibt es Menschen die hauptsächlich vegetarisch leben, aber gelegentlich auch Fleisch und Fisch verzehren. Diese Form der Ernährung liegt so sehr im Trend, dass für ihre Anhänger eine neue Bezeichnung gefunden werden musste: die „Flexitarier“ [2]. Flexitarier sind oft ehemalige Vegetarier, die auf den Sonntagsbraten oder das Steak ab und zu nicht mehr verzichten wollen. Die Gründe, die einen Menschen zum Flexitarier machen sind die gleichen, die auch Vegetarier vorbringen. Neben den gesundheitlichen Vorteilen von Fleischverzicht sowie den ethischen Aspekten spielen ökologische Argumente eine immer größere Rolle, denn ein geringerer Fleischkonsum bedeutet vor allem auch Ressourcen- und Klimaschutz:
„Allein die Schweinehaltung in Deutschland verursacht doppelt soviel Abwässer wie die gesamte deutsche Bevölkerung“ [3]
„In einem Kilo Rindfleisch stecken rund 15.500 Liter Wasser – damit könnte eine Person ein Jahr lang täglich duschen.“ [4]
“Viehhaltung stellt sich als einer der zwei oder drei wichtigsten Verursacher unserer größten Umweltprobleme heraus.” [5]

Der Flexitarismus ist eine Alternative für alle, die sich bewusst und sinnvoll ernähren wollen, aber nicht immer konsequent genug sind, völlig auf tierische Produkte zu verzichten. Natürlich muss die Frage erlaubt sein, ob es unbedingt eine neue Bezeichnung für eine Ernährungsweise braucht, die viele ohnehin schon lange praktizieren: Sie essen einfach weniger Fleisch. Die Daten zeigen es:

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch in Deutschland ist von 89,8 kg in 2007 auf 88,5 kg in 2008 gesunken [7-1]. Die Deutschen besinnen sich zurück auf eine Zeit, in der es üblich war, sich nur einmal in der Woche Fleisch zu leisten. Und wenn man schon nur einmal die Woche Fleisch isst, gönnt man sich auch gleich etwas richtig gutes. Qualitativ hochwertig soll es sein, am besten von glücklichen Tieren. Nach den Gammelfleischskandalen der letzten Jahre greifen die Verbraucher daher immer öfter auf Biofleisch zurück. Im Gegensatz zum konventionellen Markt wächst der Biofleischmarkt in Deutschland kontinuierlich. 2008 wurden in Deutschland 8.000 Tonnen Biofleisch verkauft (2007: 7,1 Tonnen; 2006: 6,6 Tonnen) [6].
Fleisch aus der ökologischen Landwirtschaft hat ethische Vorteile. Laut EU-Öko–Verordnung [8] muss die Unterbringung den Tieren Komfort und Wohlbefinden gewährleisten und gestatten, dass sie ihre artspezifischen Bedürfnisse ausleben. Die Tiere haben zum Beispiel ständigen Zugang zu Freigeländen, Anbindung oder Isolierung sind untersagt, sie haben ausreichend Platz zum Stehen, Umdrehen, Putzen und können sich natürlich bewegen.

Außerdem schmeckt Bio-Fleisch besser. Fleisch von Bioschweinen zum Beispiel, hat einen höheren Fettgehalt als von konventionellen. Das wirkt sich positiv auf die Sensorik aus. In einer Studien schmeckte das Biofleisch den Testessern besser [12].

Wer allerdings denkt, ökologisch erzeugtes Fleisch sei zwingend klimaverträglicher, der irrt. In der Rindfleischproduktion werden von ökologischen Betrieben mehr Treibhausgase verursacht als von konventionellen, weil die Rinder länger leben und mehr klimaschädliche Gase pro Kilo Fleisch ausstoßen [9]. Auch wenn über die Auswirkungen der Viehhaltung auf den Klimawandel eine rege Diskussion herrscht, bleibt eine Tatsache: Trotz Bio bleibt ein hoher Fleischkonsum schädlich für die Umwelt.

Was also tun?

Grundsätzlich ist also jeder Verzicht auf Fleisch und Fisch ein Schritt in die richtige Richtung. Ob als Veganer, Vegetarier oder Flexitarier: jedes Stück Fleisch, jeder Fisch, der nicht gegessen wird, belastet das Ökosystem nicht und schont die Gesundheit.

zum Weiterlesen:

• „Fisch Ahoi – ist unser Fischstäbchen vom Aussterben bedroht?“ – Informationen rund um Fisch
• FAO „Review of the state of world marine fishery resources„: ftp://ftp.fao.org/docrep/fao/007/y5852e/y5852e00.pdf
• FOA “Livestock’s Long Shadow: Environmental Issues and Options” ftp://ftp.fao.org/docrep/fao/010/A0701E/A0701E07.pdf
• Foodwatch – Report “Klimaretter Bio?” http://www.foodwatch.de/foodwatch/content/e10/e17197/e17201/e17219/foodwatch-Report_Klimaretter-Bio_20080825_ger.pdf

Nützliche Links:

• Utopia – Internetportal für strategischen Konsum http://www.utopia.de/
• WWF-Einkaufsratgeber Fisch und Meeresfrüchte http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/pdf_neu/Fischratgeber_2009_web.pdf
• Liste von Vegetarischen Restaurants auf dem München-Portal http://www.muenchen.de/verticals/GastroGuide/Specials/147871/vegetarischerestaurantseinleitung.html

Quellen:

[1] Vegetarierbund Deutschland

[2] American Dialect Society: „Most useful word 2003

[3] Josef Reichholf: Der Tanz um das goldene Kalb, 2004, Berlin, S. 182.

[4] www.waterfootprint.org

[5] FAO “Livestock’s Long Shadow: Environmental Issues and Options”

[6] Zentrale Markt- und Preisberichtstelle GmbH auf http://www.oekolandbau.de/verarbeiter/themades-monats/april-2009-biofleisch-und-wurstwaren/

[7] BMEVL auf

1: http://berichte.bmelv-statistik.de/WBB-1700001-2009.pdf

2: http://www.bmelv.de/cln_173/sid_C6C59997F1B056A5518054B6B21801D5/SharedDocs/Standardartikel/Landwirtschaft/Agrarmaerkte/Produkte/Fisch.html

[8] EG-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau

http://www.bmelv.de/cae/servlet/contentblob/560584/publicationFile/27803/834_2007_EG_%C3%96ko-Basis-VO.pdf

[9] Foodwatch – Report “Klimaretter Bio?”

[10] Greenpeace

[11] FAO „Review of the state of world marine fishery resources„

[12] Prüfung von Gewebewachstum, Mast- und Schlachtleistung sowie Produktqualität unterschiedlicher genetischer Herkünfte und deren züchterische Eignung für die ökologische Schweinefleischerzeugung. Laufzeit: 2004 – 2007. Projektleiter/in: Brandt, Prof. Horst, Justus-Liebig Universität Gießen.