Sollen wir unsere Kinder fleischlos ernähren?, Süddeutsche Zeitung, 16. März 2013:
Immer mehr Menschen werden Vegetarier. Aber Kinder? Die haben ihre ganz eigene Haltung. …
Die meisten Kinder fühlen sich schon von klein auf mit Tieren im Bunde. … Tiere zu töten und dann zu essen, käme Kindern, die gesund sind, nicht in den Sinn. … Sie befassen sich so innig, empathisch und verschworen mit Tieren, wie sie es als Erwachsene nie wieder tun werden. … Aber dann, eines Tages, kommt der Augenblick, in dem die Eltern ihren Kindern eröffnen müssen, woraus eigentlich die Bolognese gemacht ist. … Ein böser Moment. … Heute spricht einiges dafür, ein Kind vegetarisch zu ernähren, und sei es aus Frustration, weil mal wieder ein Gammel- oder Pferdefleisch-Skandal auffliegt. Gerade in sogenannten Ballungsräumen bieten immer mehr Kindergärten eine vegetarische Mittagessenvariante an. … Um es kurz zu machen: Wir sind weder zum Fleischessen noch zum Vegetariersein geboren. Wir kommen mit beidem klar. Wer es für richtig hält, kann sein Kind ohne Weiteres, also ohne Nährstoffmangel, fleischlos ernähren. … Laut einer Studie von “Harris Interactive”, einem der größten Marktforschungsinstitute der Welt, waren 2005 nur fünf Prozent der acht- bis zwölfjährigen Amerikaner Vegetarier. 2010 waren es bereits acht Prozent. Und unter ihnen befand sich eine beträchtliche Anzahl von Kindern, die sich unabhängig von ihren Eltern dazu entschieden hatten, kein Fleisch mehr zu essen. … Sie wollten nur einfach ihre Freunde nicht essen. Feiner Zug

Der blinde Fleck, Süddeutsche Zeitung, 16. März 2013:
Es gibt viele Gründe, vegetarisch zu leben. Einer davon heißt: Ressourcenknappheit.
Hollywood-Stars wie Natalie Portman, Tobey Maguire oder Joaquin Phoenix sind es, Musiker wie Moby und Barry White, und sogar Bodybuilder können es sein: Veganer. … Was in Urzeiten sinnvoll war, führt jetzt zu einer gemäßigt bis vollfetten Gesellschaft. Wieder ein Punkt für die Vegetarier. … Wenn es so weitergeht mit dem zunehmenden Fleischkonsum von immer mehr Menschen, reichen die Ressourcen auf diesem Planeten dafür nicht mehr aus. Lester Brown, der Gründer des Umweltinstituts Worldwatch Institute, hat ausgerechnet, dass allein Afrikas 230 Millionen Rinder, 246 Millionen Schafe und 175 Millionen Ziegen den Kontinent um mindestens die Hälfte überweiden. Und in Indien, dem Land der Vegetarier, vertilgen sämtliche Rinder 700 Millionen Tonnen Futter, obwohl höchstens 540 Millionen Tonnen nachhaltig im Land erwirtschaftet werden können. Zu viele Tiere brauchen zu viele der gleichen Ressourcen, die auch die Menschheit zum Leben benötigt: Land, Wasser, pflanzliche Futtermittel – und deshalb muss diese ihren Fleischkonsum über die nächsten Jahrzehnte reduzieren.

Bewusst essen, Süddeutsche Zeitung, 22. Februar 2013:
“Wahrscheinlich wären alle Menschen Vegetarier, wenn Schlachthäuser verglast wären.” sagt die Ernährungsberaterin Tanja Lewandowski.
Hennen, die in viel zu kleine Käfige gezwängt sind, Rinder, die quer durch Europa zum Schlachter gekarrt werden, Schweine, die sich aus Platzmangel gegenseitig annagen: Dass die Bedingungen in der Massentierhaltung nicht immer tiergerecht sind, ist bekannt.
SZ: Frau Lewandowski, machen sich die Menschen zu wenige Gedanken über ihr Essen?
Tanja Lewandowski: Die Menschen sind gerade beim Einkaufen von Lebensmitteln erschreckend naiv. Sie nehmen alles hin. Kaum jemand schaut auf die Zutatenliste. …
SZ: Manche behaupten, dass es ungesund sei, kein Fleisch zu essen. Ein Vorurteil?
Dabei haben die Menschen immer diese Süßigkeiten-Vegetarier vor sich, die sich hauptsächlich von Beilagen und Süßkram ernähren. Das ist nicht gesund. Vegetarische Ernährung ist aber vielseitiger. Ich hatte früher immer Eisenmangel. Doch seitdem ich kein Fleisch mehr esse, dafür aber viele Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte, bin ich gesund. …

7 Millionen Vegetarier in Deutschland, Süddeutsche Zeitung, 18. Februar 2013:
Salat, Gemüse, Fleischersatz – seit geraumer Zeit ist vegetarisches oder veganes Essen auch in Deutschland schwer im Kommen. Die Zahl der Vegetarier und Veganer hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten weltweit stetig zugenommen. In Deutschland sollen laut Vegetarierbund aktuell etwa sieben Millionen Vegetarier leben.